Giardia canis-
ein Darmparasit beim Hund
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Besonders in Nord- und Südamerika, zunehmend aber auch in Europa kommt bei Hunden, seltener bei Katzen, der Darmparasit Giardia canis vor. Der birnenförmige - nur unter dem Mikroskop sichtbare - Parasit (ca. 11 m lang) besitzt 8 Geißeln (Schwänzchen). Die Entwicklung erfolgt direkt, ohne Zwischenwirt. Zysten werden aus der kontaminierten Umwelt mit der Schnauze aufgenommen und gelangen in den Dünndarm, in dem die sogenannten Trophozoiten entstehen. Diese halten sich mit Hilfe einer Sauggrube und durch das Schlagen mit den Geißeln an der Darmschleimhaut fest. Sie vermehren sich durch wiederholte Zweiteilung. Trophozoiten, die in Dickdarmabschnitte gelangen, werden wieder zu Zysten, die ca. 4 bis 15 Tage nach der peroralen Aufnahme mit dem Kot wieder in die Außenwelt gelangen und nachgewiesen werden können. Falls es nicht zu einer weiteren Infektion kommt, erfolgt die Ausscheidung über einen Zeitraum von 4 bis 5 Wochen; dieser Erreger (Zysten) bleibt in kühlem, feuchten Milieu mehrere Wochen in der Außenwelt infektiös. Im Darm rufen die Parasiten eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut hervor. Diese äußert sich in hartnäckigem Durchfall. Der Kot ist schleimig und kann Blutbeimengungen enthalten. In besonders schweren Fällen kann es zu geschwürigen Entzündungen der Dickdarmschleimhaut kommen, die zu einem Rektumprolaps (Ausstülpung des Darms) führen. Manchmal tritt Erbrechen auf. Die Die Patienten haben oft monatelang Durchfall und sprechen auf eine übliche Durchfallbehandlung nicht an. In chronischen Fällen magern die Patienten ab, das Fell wird struppig und stumpf, selten sind Juckreiz und Hautallergien zu beobachten, die Tiere entwickeln sich nur sehr langsam. Besonders betroffen sind Welpen und Junghunde. In Deutschland waren bei einer Studie von Bantzki 1999 von 3355 Hunden insgesamt 15,5% mit Giardien befallen; 83,6% davon wiederum waren jünger als 12 Monate. Die Giardiose ist eine Faktorenkrankheit, d. h. sie wird erst zur Krankheit im landläufigen Sinn, wenn zusätzliche Belastungen für den Körper auftreten, z. B. nach der Übernahme des Welpen, Transportstreß, Mangelernährung oder anderen Infektionen. Weltweit ist die Giardiose die häufigste Infektion des Verdauungstraktes mit Protozoen beim Menschen. Kinder und Jugendliche sind besonders betroffen. Die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch (fäkal - oral) geschieht bei mangelhafter Hygiene, wie sie in Entwicklungsländern, aber auch hierzulande in Kinderheimen angetroffen werden kann. Weniger häufig sind kontaminierte Nahrungsmittel und Trinkwasserverschmutzung verantwortlich. Es ist noch nicht eindeutig bewiesen, daß Giardiazysten von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Dennoch wird die Giardiose von der WHO als Zoonose (Krankheit für Mensch und Tier) eingestuft. Von verschiedenen Wissenschaftlern werden landwirtschaftliche Nutztiere (Schwein, Schaf, Rind) sowie Hunde und Katzen für die Infektion des Menschen verantwortlich gemacht. Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis der Zysten im Kot. Teilweise kann man die Trophozoiten im Kotausstrich selbst unter dem Mikroskop sehen. Besser sind aber spezielle Laboruntersuchungen (Flotationsmethode). Infolge der stark wechselnden (intermittierenden) Giardien-Ausscheidung sprechen erst drei oder mehr negative Befunde gegen Giardienbefall. Die besten Therapieerfolge wurden bisher mit Fenbendazol erzielt. Dabei erhalten die Patienten an drei aufeinanderfolgenden Tagen eine Dosis von 50mg/kg Körpermasse zusätzlich zur Entwurmung. Dadurch wird bei Junghunden und Welpen ein die Aufzucht beeinträchtigendes Problem ausgeschaltet. Bei älteren Tieren, insbesondere bei Muttertieren wird dadurch das Risiko einer Infektion anderer Hunde und des Menschen verringert. |