Der Bandscheibenvorfall beim Hund

Der Bandscheibenvorfall (discus-Prolaps) ist bei allen Hunderassen möglich. In der Regel betrifft er jedoch nur die kleinen Rassen wie Dackel, Mops oder Pekinese.

Die Bandscheibe besteht im Zentrum aus einer gallertartigen Masse, die von einem bindegewebigen Ring umgeben ist. Hauptaufgabe der Bandscheibe ist die gelenkige und straffe Verbindung der Wirbel sowie eine Stoßdämpfer-Funktion.

Ererbte und altersbedingte Degenerationen des Bandscheibenkerns führen bei kleinen Hunderassen zu einer knorpeligen Umwandlung - bereits im Alter von sechs bis acht Monaten möglich! - und im weiteren zur Verkalkung des Bandscheibenzentrums. Die größte Häufigkeit liegt im Altersbereich zwischen drei und sechs Jahren. Bei großen Hunderassen unterliegt der Kern mit zunehmendem Alter einer faser-knorpeligen Umwandlung; Erkrankungen treten hier gehäuft ab dem sechsten Lebensjahr auf. Durch diese Strukturumwandlung verliert die Bandscheibe ihre Fähigkeit zur dynamischen Verformung; der äußere Ring wird stärker belastet, dehnt sich in Richtung auf das Rückenmark und die dort liegenden Nerven aus oder platzt sogar, wobei das verkalkte Material „vorfällt“ und die Rückenmarksnerven verletzt. Durch ein starkes Anschwellen des Marks kommt es bei den Patienten zu Bewegungsstörungen - im schlimmsten Fall erfolgt eine Gesamt-Lähmung, Verlust des Tiefenschmerz-Empfindens und Blasen- und Darmlähmung.

Wie erkennt man einen Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall ist immer ein sehr ernstzunehmendes Krankheitsbild, das nur vom Tierarzt behandelt werden kann. Dieser beurteilt das Verhalten des Patienten, der durch die hochgradige Schmerzhaftigkeit meist apathisch ist. Die Haltungs- und Stellreaktionen müssen überprüft werden. Wichtig ist auch, darauf zu achten, ob der Patient noch Harn und Kot absetzt.

Weitere Untersuchungen sind Röntgen, Myelografie (eine Kontrastmitteldarstellung der Durchgängigkeit des Rückenmarks) und eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit.

Die Therapie des Bandscheibenvorfalls richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Tiere, die zum ersten Mal erkrankt sind, müssen unbedingt mindestens 10 bis 14 Tage strikte Ruhe einhalten. Dies erreicht man am besten in einer Hundebox oder einem Kinderlaufstall. An Medikamenten kommen ausschwemmende Mittel zum Einsatz, die den Flüssigkeitsstau am Rückenmark entfernen sollen. Cortisone haben einen gefäß- und zellschützenden Effekt und verhindern weitere Entzündungen.

Falls es zu einer Blasenlähmung gekommen, muß auch diese medikamentös behandelt werden. Die Blase wird dann vorsichtig ausmassiert oder katheterisiert. Anfangs müssen die Tiere täglich zur Kontrolle des neurologischen Status beim Tierarzt vorgeführt werden.

Bei wiederholten Bandscheibenvorfällen, bei Vorfällen, die sich innerhalb von 24 Std. nicht bessern, oder bei kompletten Lähmungen, ist ein chirurgischer Eingriff nötig.

Diese hochkomplizierten Eingriffe werden in Deutschland nur von wenigen Spezialisten ausgeführt; die Operation ist nicht ungefährlich - im Erfolgsfall werden jedoch dem Patienten innerhalb kurzer Zeit große Schmerzen genommen.

Ganz besonders wichtig ist nach der Operation ein vorsichtiger Umgang und lange Schonung des Patienten.

Eine Prognose nach einen Bandscheibenvorfall ist schwer zu stellen. In der Regel ist bei erstmaliger Erkrankung und richtiger Therapie günstig. Das Wichtigste ist, eine strikte Ruhighaltung des Tieres. Bei einem wiederholten Vorfall oder einer völligen Querschnittslähmung ist eine Heilung sehr schwierig, aber nicht unmöglich.